Die US-Präsidentschaftswahlen sind ein absurd komplexer Prozess, der zu einer echten Zitterpartie wird, wenn die Wählerstimmen annähernd gleich verteilt sind. Dieser Leitfaden entschlüsselt die teuflischen Details des US-Wahlkollegiums und wie der siegreiche Kandidat gewählt wird. Es wird Ihnen auch helfen zu verstehen, worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit richten sollten, wenn sich die Aufmerksamkeit auf den Wahltag am 5. November konzentriert.
Das Wichtigste zuerst: Wie das System des US-Wahlmännerkollegiums "funktioniert".
Die USA sind die einzige Demokratie in der Welt, die noch ein sehr altes Wahlsystem (Electoral College) verwendet. Sie wurde ursprünglich geschaffen, weil in der Anfangszeit der USA die (weisse, männliche, nicht versklavte und wahlberechtigte) Bevölkerung in den Südstaaten viel kleiner war als in den Nordstaaten und man befürchtete, dass die Südstaatler den Launen eines von den Wählern des Nordens gewählten Führers ausgesetzt sein würden. Das System wurde geschaffen, um kleineren Staaten im Verhältnis zu ihrer geringen Bevölkerungszahl mehr Macht zu geben. Die allgemeine Idee ist die:
- Es sind die Wahlmänner der Bundesstaaten (Mitglieder des "Electoral College"), die den Präsidenten wählen, nicht das Volk direkt, das wiederum auf der Grundlage der von den Bürgern am Wahltag abgegebenen Stimmen gewählt wird.
- Wenn ein Kandidat die Mehrheit der Wählerstimmen in einem Staat erhält, gehen alle Wahlmännerstimmen dieses Staates an den Gewinner*.
- Unabhängig davon, wie klein die Bevölkerung eines Staates ist, beträgt die Mindestzahl der Wähler 3 (zwei Senatoren im Senat und mindestens ein Mitglied pro Staat im Repräsentantenhaus).
Die USA haben unabhängig von ihrer Bevölkerungszahl immer 538 Wahlmännerstimmen, die auf die einzelnen Bundesstaaten verteilt werden. Aufgrund der Mindestzahl von drei Stimmen pro Staat haben die Wähler in den bevölkerungsärmsten US-Bundesstaaten weitaus mehr Macht als die Wähler in den bevölkerungsreichsten Staaten wie Kalifornien, das satte 54 Wahlmännerstimmen hat, wobei jede Wahlmännerstimme etwa 700'000 Menschen repräsentiert. Der bevölkerungsärmste Bundesstaat Wyoming hingegen hat nur 3 Wahlmännerstimmen, aber jede Stimme repräsentiert weniger als 200'000 Menschen.